Gemeindepartnerschaft (gemellaggio) Unterammergau – Pradalunga seit 7. Mai 2022

Die italienische Partnergemeinde ist gut 400 km und fünf Autostunden von Unterammergau entfernt. Sie hat 4.500 Einwohner und liegt in der Lombardei, 14 km nordöstlich der Provinzhauptstadt Bergamo im Seriana Tal. Der namensgebende Serio Fluss fließt ca. 50 km nördlich von Pradalunga in 2.100 m Höhe aus dem oberen Barbellinosee und mündet ca. 70 km weiter südlich von Pradalunga bei Montodine in die Adda, deren Wasser über den Po in die Adria fließen.

Anknüpfungspunkt für die freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Gemeinden war die hier wie dort jahrhundertelang betriebene Wetzsteinmacherei sowie die damit verbundenen länder- und sprachenübergreifenden Erfahrungen. In Pradalunga ist das Handwerk seit 1248 nachweisbar, in Unterammergau seit 1404. Im Ammertal kam das Handwerk nach dem Zweiten Weltkrieg zum Erliegen, in Pradalunga werden bis heute Natur-, Wetz- und Abziehsteine hergestellt, allerdings mit modernen Produktionsmethoden und nicht mehr aus lokalem Rohmaterial.

Pradalungas Bürgermeisterin Natalina Valoti wusste – nicht zuletzt von ihrem Vater, der auch Bürgermeister von Pradalunga war und die Ortsgeschichte erforschte – von dem traditionsreichen Handwerk der beiden Orte. Und so besuchte sie 2016 während eines privaten Urlaubsaufenthalts Unterammergau. Sie wurde vom damaligen Bürgermeister und heutigen Ehrenbürger Michael Gansler herzlich empfangen. Er organisierte sofort einen Besuch im Dorfmuseum und in Schneiderlas Schleifmühle, die er für sie in Bewegung setzen ließ. Die freundschaftliche Aufnahme in Unterammergau, das Bewusstsein von der gemeinsamen Handwerkstradition und das wiedererwachte Interesse daran ließen den Wunsch nach näherer Bekanntschaft entstehen.

Auf Einladung von Frau Valoti besuchten dann im April 2018 der Unterammergauer Gemeinderat und eine Abordnung des Historischen Arbeitskreises Pradalunga. Im örtlichen Wetzsteinmuseum erfuhren sie, dass das Rohmaterial für die Wetzsteinerzeugung in beiden Gemeinden ähnlich ist, nämlich kieselsäurehaltiger Kalkstein, dass sich aber Produktion und Vertrieb unterschieden. Der Hauptunterschied war sicherlich, dass die Steinplatten in Unterammergau am 1370 m hohen Schartenkopf übertage abgebaut wurden, in Pradalunga dagegen untertage. Dafür trieb man bis zu 300 m lange Stollen in den 1180 m hohen Monte Misma.

Zum Gegenbesuch kam kurze Zeit später eine Delegation aus Pradalunga nach Unterammergau. Ein weiteres, schon organisiertes Treffen in Pradalunga fiel der Pandemie zum Opfer und verzögerte den weiteren Annäherungsprozess. Pradalunga wurde im Frühjahr 2020 besonders hart von der Covid-Pandemie getroffen. Unterammergauer organisierten eine Spendenaktion für Pradalunga, um die Not zu lindern. Dabei wuchsen das Verbundenheitsgefühl und der Wunsch, die einige Jahre vorher geknüpften freundschaftlichen Bande enger zu knüpfen, was längere Zeit nur digital möglich war.

Die gemeinsame Geschichte sowie die Krise und die dabei erlebte länderübergreifende Solidarität bewegten die Bürgermeisterin dazu, die Gründung einer Gemeindepartnerschaft vorzuschlagen. Ziele waren, ein altes Handwerk lebendig zu halten, unterschiedliche Lebensrealitäten mit anderen Augen sehen und kommunalpolitische Erfahrungen austauschen zu können sowie das europäische Gemeinschaftsgefühl zu stärken.

Nach intensivem Gedankenaustausch und einem schließlich möglichen persönlichen Treffen beschlossen die Gemeinderäte der bayerischen und der lombardischen Kommune am 28.11.2021 bzw. am 22.12.2021 eine Partnerschaft (gemellaggio). In beiden Gemeinden wurden Arbeitskreise zur Durchführung des Projekts gebildet.

Im Mai 2022 war es dann so weit: Eine 70-köpfige Delegation aus Unterammergau fuhr nach Pradalunga. Auf der dortigen Piazza Mazzini unterzeichneten am Samstag, 7. Mai 2022 in einer feierlichen Zeremonie Bürgermeisterin Natalina Valoti für Pradalunga und Bürgermeister Robert Stumpfecker für Unterammergau im Beisein von Landrat Anton Speer und Regionalrat Roberto Anelli den Freundschaftspakt. Darin vers prechen sich die beiden Gemeinden, „dauerhafte freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Kommunen zu entwickeln und zu pflegen, den Austausch zwischen den Bürgerinnen und Bürgern auf allen Gebieten von gemeinsamem Interesse zu fördern und damit ein lebendiges Gefühl der Völkerverbundenheit sowie der Zugehörigkeit zur Europäischen Union zu befördern.“

Das Projekt wurde Ende 2022 auf Initiative und Betreiben von Pradalunga in das EU-Förderungsprogramm „Europe for citizens: Town Twinning“ aufgenommen.

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